Rezension Hüter der Erinnerung
Autor: Lois Lowry
Verlag: dtv junior extra
Erscheinungjahr: 1993
Seiten: 207
Format: Taschenbuch
Preis: 7,95€
Klappentext
Jonas lebt in ferner Zukunft, in einer Welt ohne Not, Schmerz und Risiko. Alles ist perfekt organisiert, niemand muss sich über irgendwas Sorgen machen. Doch als Jonas seinen Beruf zugeteilt bekommt und Nachfolger des "Hüter der Erinnerung" werden soll, erfährt er von diesem, welch hohen Preis sie alle für dieses scheinbar problemlose Leben zu zahlen haben. Völlig aus der Bahn geworfen weigert Jonas sich strikt dieses gefährliche Wissen für sich zu behalten, vor allem nicht seinen kleinen Stiefbruder Gabriel will er ein solches Leben nicht zumuten. Unter lebensgefährlichen Bedingungen erstellt er einen riskanten Fluchtplan. Doch es gibt keinen Weg zurück!
Erster Satz
Der Dezember stand vor der Tür und Jonas bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
Zitat
Kapitel 10, Seiten 92 und 93:
Er verstummte für einen Moment und
holte tief Luft. „Auf mir lastet ein riesiges Gewicht“, sagte er.
Jonas verspürte plötzlich großes
Mitgefühl mit dem Mann.
„Es ist, als ob…“ Wieder machte der
Alte eine Pause, um die richtigen Worte zu finden. „Es ist, als führe man einen
Berg hinunter, durch tiefen Schnee, auf einem Schlitten“, sagte er schließlich.
„Zuerst ist es anregend: die hohe Geschwindigkeit, die beißende, kalte Luft.
Doch dann wird der Schnee tiefer, lastet auf den Kufen und man wird langsamer,
immer langsamer. Man muss schieben, um weiterzukommen und…“ Plötzlich
schüttelte er den Kopf und sah Jonas durchdringend an. „Mein Vergleich sagt dir
wohl nicht viel, nicht wahr?“, fragte er.
Jonas war verwirrt. „Ich habe
nichts verstanden, Sir.“
„Natürlich hast du das nicht, du
weißt gar nicht, was Schnee ist, oder?“
Jonas schüttelte den Kopf.
„Oder ein Schlitten? Kufen?“
„Nein, Sir“, sagte Jonas kleinlaut.
„Den Berg hinunter? Das sagt dir
auch nichts?“
„Nichts, Sir.“
„Nun, das wäre ja schon einmal ein
Anknüpfungspunkt. Ich habe mich schon gefragt, womit ich anfangen könnte. Geh
hinüber zum Bett und lege dich hin, das Gesicht nach unten. Aber zieh zuerst
deine Tunika aus.“
[…]
„Schließ die Augen. Entspanne dich.
Keine Angst, das hier wird nicht schmerzhaft sein.“
Jonas fiel ein, dass es ihm erlaubt
war, ja, dass er sogar dazu aufgefordert worden war, Fragen zu stellen. „Was
werdet Ihr tun, Sir?“, fragte er und hoffte, seine Stimme würde nicht verraten,
wie nervös er war.
„Ich übermittle dir eine Erinnerung
an Schnee“, sagte der Alte und legte seine Hände auf Jonas’ nackten Rücken.
Meine Meinung
das Cover
Ich finde das Cover sehr schön und passend zur Handlung. Es lädt ein, sich das Buch genauer anzuschauen und bekommt seine besondere Bedeutung, nachdem man es gelesen hat.
der Schreibstil
Lowry erschuf eine glaubwürdige und aufregende Zukunftsvorstellung ohne Elemente wie Technik-Schnickschnack. Sie wird in der Sicht des Jungen Jonas kunstvoll beschrieben und fesselt bis zur letzen Seite. Es lässt sich flüssig lesen und macht viel Spaß.
die Charaktere
Da nur zwei der Figuren sich in der Geschichte aktiv einmischen, undzwar der Geber und Jonas, werden diesen beide Personen Tiefe verliehen. Dies macht die Handlung an einigen Stellen sehr einseitig, da Jonas die Dinge oft nur objektiv wahrnimmt. Jonas macht eine nachvollziehbare Entwicklung durch, die einem zum Nachdenken anregt.
die Story
Durch den geringen Umfang des Buches wird die Handlung nicht unterbrochen und ist leicht zu lesen. An einigen Stellen lässt es mich Nachdenken. Zum Beispiel über unsere Gesellschaft und dem Drang, der Perfektionierung. Es lassen sich erschreckender Weise auch Parallelen finden. Wie hoch ist unser Preis zur perfekten Welt? Ist Perfektion das, wonach wir streben? Was macht unser Leben lebenswert?
Fazit
Das Buch ist in meiner Ansicht für alle Altersklassen geeignet und kann Groß und Klein in seinen träumerischen Bann ziehen. Da es auch sehr schnell lesbar ist, würde ich es jedem an Herz lesen, der sich angesprochen fühlt.
★★★★★
1 Kommentare
Deine Rezensionen sind ausschlaggebend und mir gefällt es sie zu lesen, was an deinen guten Formulierungen, deiner guten Wortwahl und der Abwechslung in deinen Sätzen liegt.
AntwortenLöschenIch hoffe in Zukunft mehr von dir zu lesen